Nach Brandanschlag in MerseburgBäckermeister will sein Café wieder aufbauen

09.01.2014 16:36 Uhr | Aktualisiert 09.01.2014 16:51 Uhr
 
 
Thomas Rahaus muss das Café komplett erneuern lassen. Die Ausstattung ist Totalschaden.  (BILD: PETER WÖLK)
VON DIRK SKRZYPCZAK
Der Merseburger Bäckermeister Thomas Rahaus will sein Café in der Halleschen Straße wieder aufbauen und sogar vergrößern. Und er denkt an Hilfe für Afrika.
 
 
Druckenper Mail
 
 
 
MERSEBURG/MZ. 

Der Brandgeruch beißt in der Nase. Ein Gemisch aus Ruß und Löschwasser hat sich als schmieriger Film auf den Boden des Cafés in der Halleschen Straße gelegt. Einen Tag nach dem Brandanschlag auf das Brötchen-„Drive in“ steht Bäckermeister Thomas Rahaus in dem total verwüsteten Flachbau. „Die komplette Einrichtung ist hin. Die Decke muss raus. Alles weitere werden wir sehen, wenn wir mit den Arbeiten beginnen“, sagt der Unternehmer. Der Schaden lasse sich noch nicht beziffern, liege aber wohl im sechsstelligen Euro-Bereich.

Die Versicherung ist eingeschaltet. Doch Rahaus, bis Mittwochfrüh noch im Kenia-Urlaub, wirkt gelassen. „In Afrika habe ich so viel Elend gesehen. Da sitzen Kinder am Straßenrand und betteln um ein Bonbon. Dagegen geht es uns doch gut. Die Katastrophe wirft uns nicht um“, sagt der 42-Jährige.

Kein Verdacht

Einen Verdacht, wer da in der Nacht zum Mittwoch in die florierende Filiale eingebrochen sein könnte, hat Rahaus nicht. „Ich habe keine Feinde, zumindest kenne ich keine. Nein, es sieht eher danach aus, dass die Einbrecher nach Bargeld suchten“, meint er. Die Art und Weise, wie das Geschäft durchwühlt worden ist, trage für ihn die Handschrift mehrerer Täter. „Zumindest interpretiere ich als Nicht-Kriminologe die Spuren so.“ Durch die Haupteingangstür waren die Einbrecher eingedrungen. Etwas Bares fanden sie schon - das Trinkgeld einer Angestellten. „Die Tageseinnahmen bringen wir immer zur Bank“, sagt Rahaus. Hinter dem Tresen legten die Eindringlinge schließlich Feuer, vermutlich, um ihre Spuren zu verwischen. Einer aufmerksamen Polizeistreife waren die Flammen aufgefallen. „Das hat eine größere Katastrophe verhindert, weil die Polizisten sofort die Feuerwehr gerufen haben.“

In der Not rückt die Gesellschaft zusammen. So erfährt es auch Thomas Rahaus. Einige Firmen aus der Stadt haben dem Geschäftsmann ihre Hilfe angeboten. „Diese Anteilnahme tut gut. Und dafür bin ich auch sehr dankbar.“ Der Familienvater steckt den Kopf keineswegs in den Sand. „Vielleicht stehen wir nach der Geschichte hier in der Halleschen Straße sogar besser da als zuvor.“ In der Weihnachtszeit hatte er seinen Mitarbeitern erstmals Pläne präsentiert, das Café auszubauen. Für 250 000 Euro hatte er es 2007 errichten lassen. Der „Drive in“ ist ein Erfolgsmodell, die Konditorei an sich aber auch. „In Spitzenzeiten wird es hier schon recht eng. Deshalb will ich auch erweitern.“ Der Einbruch und seine verheerenden Folgen könnten daran nichts ändern. Bis das Café wieder öffnen kann, sollen Kunden in der Halleschen Straße über einen Verkaufswagen provisorisch versorgt werden. Ursprünglich sollte der mobile Verkauf gestern beginnen. Vermutlich ist es heute soweit. Zuvor müssten Versicherungsfragen geklärt werden.

Ein Brot für Kenia

Rahaus will außerdem jenen helfen, die Hilfe dringend nötig haben - Menschen in Afrika. „Diese Bilder bekomme ich nicht aus dem Kopf heraus“, sagt er. Und so denkt der Bäcker darüber nach, ein spezielles Brot zu kreieren und einige Cent pro Laib in eine Spendenbüchse zu packen. Mit diesem Geld könne man dann einmal pro Jahr etwas Gutes etwa in Kenia tun.