Ausbilderin Peggy Drehkopf (rechts) erklärt die unterschiedlichen Arten von Seilknoten.

Ausbilderin Peggy Drehkopf (rechts) erklärt die unterschiedlichen Arten von Seilknoten.

Foto:

Wolfgang Kubak

Merseburg -

Es ist nasskalt und noch dunkel am Samstagmorgen, als Peggy Drehkopf die Feuerwache in Merseburg erreicht. Sie zündet sich auf der Raucherinsel eine Zigarette an und spricht über ein ungeschriebenes Gesetz im Kodex der Feuerwehr. „Qualmen ist erlaubt, aber nicht unter dem Feuerwehrhelm. Wer daran nicht denkt, muss einen ausgeben“, erzählt die 35-Jährige.

Drehkopf, zweifache Mutter und im Berufsleben Steuerfachangestellte, ist Leiterin und Dozentin im neuen Kurs der Grundausbildung, der am Samstag startet. 16 Frauen und Männer aus Merseburg, Beuna, Großgräfendorf und Delitz am Berge haben 70 Stunden vor der Brust, verteilt auf Wochenenden im 14-Tages-Rhythmus. Bis Februar dauert der Kurs, der aus Interessenten aktive Einsatzkräfte für die Feuerwehr machen soll. Und 16 Kandidaten gab es schon lange nicht mehr. „Es waren auch schon mal nur fünf. Wir sind mit der Resonanz zufrieden und hoffen, dass alle auch durchhalten“, sagt Merseburgs Stadtwehrleiter Dirk Grötzsch.

„Risiko, mit dem wir leben müssen“

Es ist ein gefährliches Hobby, das sich Feuerwehrleute ausgesucht haben. Vor wenigen Tagen hatte es bei der BASF in Ludwigshafen eine verheerende Explosion gegeben, bei der auch zwei Feuerwehrmänner starben. „Das zeigt das Risiko, mit dem wir leben müssen“, meint Ausbilderin Peggy Drehkopf. Auch Nicole Benz, die junge Frau aus Beuna, macht sich so ihre Gedanken - nicht nur über das Unglück bei der BASF und seine Folgen.

Feuerwehr Bis jeder Handgriff sitzt

„Mein Mann ist selbst bei der Feuerwehr. Und wenn die Sirene heult und er ausrückt, dann habe ich immer Angst um ihn“, erzählt die 33-Jährige. Und dennoch will sie mit ihrer Freundin Nadine Schönau (auch sie ist mit einem Brandschützer liiert) ebenfalls in den aktiven Dienst in der freiwilligen Feuerwehr eintreten. Warum? „Weil wir verstehen wollen, was bei Einsätzen passiert. Und weil die Feuerwehr doch ohnehin längst ein Teil von uns ist.“ Nico Grötzsch, der Sohn des Stadtwehrleiters, vom Vater mit dem Feuerwehr-Virus infiziert, bringt es dann auf den Punkt: „Wenn ich in Not bin, dann will ich doch auch, dass mir jemand hilft.“

33 statt benötigten 100 Einsatzkräften

Doch das mit dem Helfen wird zunehmend schwierig. In Merseburg beispielsweise hat die Kernstadt gerade einmal 33 aktive freiwillige Einsatzkräfte. Normal müssten es 100 bis 150 sein. „Ohne die 25 hauptamtlichen Kräfte wären wir in Merseburg aufgeschmissen“, erklärt Dirk Grötzsch. Im Saalekreis sieht es nicht besser aus. Personal ist fast überall knapp. Von den 136 Ortswehren sind nur 54 rund um die Uhr einsatzfähig. Zwölf sind derart unterbesetzt, dass sie gar nicht mehr ausrücken können.

Neuer Inhalt

Einsatzgeschehen der Feuerwehr im Saalekreis

Foto:

MZ Büttner

Im Vergleich zu 2010 ist Zahl der aktiven Einsatzkräfte von 2.854 Männer und Frauen auf 2.714 im vergangenen Jahr gesunken. „Die Lage ist ernst. Wir müssen gegensteuern. Allerdings wird es zunehmend schwerer, weil sich in der Öffentlichkeit spürbar eine Gleichgültigkeit breitmacht“, hatte Kreisbrandmeister Robby Stock auf einer Dienstberatung mit Wehrleitern aus dem Kreis beklagt. So gibt es in Städten und Gemeinden vereinzelt Debatten, Sirenen abzuschalten, um Geld zu sparen und die Einwohner vor allem nachts nicht im Schlaf zu stören.

Nicht nur Pflicht, sondern auch Spaß

Diskussionen wie diese tragen natürlich nicht dazu beitragen, die Attraktivität der freiwilligen Feuerwehr zu steigern. Dabei loben Mitglieder vor allem den Geist in der Truppe. „Die Kameradschaft ist eine Wucht. Feuerwehr heißt nicht nur Pflicht. Es macht auch Spaß“, sagt Leon Kloß aus Großgräfendorf, der trotz seiner 16 Jahre ebenfalls am Grundlehrgang teilnimmt - wie Celina Thomsen übrigens auch. In den realen Einsatz dürfen beide aber erst, wenn sie 18 sind.

Wohnungsbrände Kaputte Nachttischlampe löst Feuerwehreinsatz aus

Und wenn sie die Prüfung am 11. Februar bestehen. Der eine oder andere hat davor bereits heute etwas Bammel. Doch Ausbilderin Peggy Drehkopf beruhigt die Klasse. „Wer aufpasst, der schafft es auch. Wichtig ist es ohnehin, dass die entscheidenden Regeln in Fleisch und Blut übergehen.“ Schließlich müsse im Fall der Fälle jeder Handgriff sitzen. Und nicht selten hängt davon auch das Leben von Menschen ab. (mz)

Quelle: http://www.mz-web.de/24969904 ©2016
 
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1
2
3
4
5
6
7
8
9
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
25
26
27
28
29
30

 

fb

Uns gibt es auch bei:

 

fb   insta
 
 
Copyright © 2024 Freiwillige Feuerwehr Merseburg. Alle Rechte vorbehalten. Designed by JoomlArt.com. Joomla! ist freie, unter der GNU/GPL-Lizenz veröffentlichte Software.